Milaneum
Täglich, während der Messeöffnungszeiten
Hofburg Foyer, Stand 43
Ludwig Angerer (1827–1879) war 1860 der erste Fotograf, der den Titel „k. k. Hof-Photograph“ führte. Die ersten und bekanntesten fotografischen Aufnahmen des österreichischen Kaiserhauses stammen von ihm. Durch das sogenannte Carte-de-Visite-Foto (9 × 6 cm), dem ersten leistbaren fotografischen Sammelbild, erreicht die Fotografie eine große Verbreitung und leistet damit ihren Beitrag an der Ruhmesbildung der Dargestellten. Es leitet die Demokratisierung des Mediums und des menschlichen Bildnisses ein. Die ersten Porträts im Kleinformat sind ein identitätsstiftendes Element in der bürgerlichen Bewusstseinsbildung. In keinem Haushalt durften die CdV-Alben fehlen. Die Blütezeit des CdV von etwa 1860 bis 1875 fällt mit dem Bau der Wiener Ringstraße zusammen.
Es entwickelt sich so etwas wie eine „Kartomanie“. In kürzester Zeit entstehen in allen Zentren des Vielvölkerstaates neue Fotostudios. Ludwig Angerer leitete damals das größte und vornehmste Wiener Fotoatelier, gelegen in der Theresianumgasse, das der Adel und die Prominenz aus allen gesellschaftlichen Bereichen frequentierte. Mit seinem Stil und seiner Ausstattung des Ateliers übte er großen Einfluss auf die Entwicklung der Wiener Porträtfotografie des 19. Jahrhunderts aus – und damit auf die ersten fotografischen Zeugnisse von der Wiener Gesellschaft. Die hier gezeigte Seite besteht aus 26 CdV-Fotos des Kaiserhauses aus den 1860er Jahren. Es handelt sich um die persönliche Auswahl Ludwig Angerers.
Die Installation wird mit historischen Fotos, einer historischen Kamera und 3-D-Druck-Modellen von typischen Requisiten eines Fotostudios des 19. Jahrhunderts begleitet. Diese Modelle wurden im Rahmen der Photoinstitut-Bonartes-Ausstellung „Vollständig naturgetreu“ – Bernhard Wachtls Dekorationen für Fotoateliers angefertigt. In der Monarchie lieferte die Wiener Firma Bernhard Wachtl Dekorationsstücke für Fotostudios. Man bestellte sie – wie auch „Felsen, Steine und Baumstämme aus Pappmaché“, holzgeschnitzte Tiere, Blumenarrangements aus Papier oder „in Oel gemalte“ Hintergründe – aus einem Versandkatalog mit rund 1500 Seiten. Vorträge zu diesem Thema sind online abrufbar. Mehr erfahren